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Vorsicht bei Formulierungen in Reisekatalogen!

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Bildquelle: Rainer Sturm/PIXELIO/pixelio.de

In zwei Wochen beginnen die Sommerferien in Bremen und Niedersachsen. So langsam wird es Zeit für Familien, mal in den Reisekatalogen zu stöbern und sich zu überlegen, wo man die freie Zeit verbringt. Die Reiseveranstalter locken mit sonnigen Stränden, luxuriösen Zimmern und entspannten Trips.

Doch meist kommt nach der Ankunft das böse Erwachen! 

Der naturbelassene Strand ist eine Müllhalde, das Frühstücksbuffet wartet nur mit Brötchen, Butter und Marmelade auf und vom Zimmer zur Meerseite sieht man nicht das Meer, außer man lehnt sich lebensgefährlich über die Balkonbrüstung.

Hinter den Ankündigungen in Reisekatalogen oder auf den Internetseiten steckt oft etwas anderes, als es auf den ersten Blick scheint. So sollen Unzulänglichkeiten im Urlaubsparadies umschrieben werden. Wir helfen Ihnen, das sogenannte ‚Urlaubsdeutsch‘ zu verstehen.

Aufstrebender Ort

Der Ausdruck lässt auf einen unterentwickelten Urlaubsort mit vielen Baustellen und wenig Infrastruktur schließen.

Neu eröffnetes Hotel

Klingt verlockend – kann aber ein Urlaub auf Ödland werden. Garten und Außenanlagen könnten noch nicht fertig sein, Bauarbeiten sind noch im Gang, der Service muss sich noch einspielen.

In der Nähe des Flughafens

Oder „kurzer Transfer zum Flughafen“ – klingt praktisch, bedeutet aber übersetzt etwa so viel wie „mitten in der Einflugschneise“. Fluglärm garantiert.

Verkehrsgünstige Lage

Wahrscheinlich liegt das Haus an der Hauptverkehrsstraße. Brummis donnern Tag und Nacht durch die Schlaglöcher.

Etwas außerhalb des Ortes

Ohne Frage ist diese Formulierung untertrieben. Die Herberge ist eher was für Einsiedler. Auch ein Ort „für Gäste, die gern unabhängig sein möchten“ verspricht Einsamkeit pur.

Idylle in ruhiger Lage

Wer außer Strand und Hotel nichts sehen will, fühlt sich hier wohl. Für alle Anderen heißt das: Vorsicht! Dieses Haus liegt ganz weit draußen, keine Infrastruktur.

Lebhaft und fröhlich

Der Touristenrummel liegt direkt vor der Haustür. Wer eine fröhliche Einheimischen-Atmosphäre erleben will, ist hier an der falschen Adresse. Hier tobt das Nachtleben.

Direkt am Meer

Vielleicht liegt das Hotel auf einer Steilküste, vielleicht am Hafen? Eins ist sicher: Der Badestrand liegt nicht vor der Tür.

Leihwagen empfehlenswert

Hier ist Vorsicht geboten! Die Unterkunft liegt irgendwo im Nirgendwo, ohne Anbindung an öffentlichen Nahverkehr. Ein Leihwagen ist daher unentbehrlich, will man nicht im Hotel versauern.

Bushaltestelle 50 m

Schön, einen Bus in der Nähe zu haben. Im Klartext heißt diese Angabe aber leider: Das Hotel liegt direkt an der Hauptstraße.

Zweckmäßige und saubere Zimmer

Das ist sicherlich nicht gelogen, jedoch sollte man sich auf eine minimale Einrichtung ohne Komfort einstellen.

Besonders für junge Leute

Freizeitspaß wird groß geschrieben: Disco, Animation, Sport, Spiele. Wer nicht mitmacht, braucht starke Nerven.

Beheizbarer Swimmingpool

Warmes Wasser ist allerdings nicht garantiert! Es ist hier nur die Rede von der Möglichkeit. Ob es dann auch getan wird, ist ungewiss.

Kinderfreundliches Haus

Diese Formulierung unbedingt ernst nehmen! Nicht jeder kann sich bei lautem Kinderlachen wirklich erholen.

Teilweise renoviertes Hotel

Möglicherweise wird der Rest renoviert, während Sie dort Urlaub machen. Dass Sie in einem der renovierten Zimmer wohnen, ist nicht garantiert.

Im Zentrum gelegen

Beschallung rund um die Uhr: Aus Kneipen wummern die Bässe und johlende Touristen ziehen über den Asphalt. Ist das Hotel „zentral gelegen“, ist mit Verkehrslärm rund um die Uhr zu rechnen.

Zimmer zur Meerseite

Die Himmelsrichtung mag stimmen, den freien Blick vom Balkon über den Ozean darf man jedoch nicht erwarten, er ist durch hohe Gebäude verbaut.

Zimmer mit Meerblick

Der Blick aufs Meer ist hier frei, auch wenn das Wasser nur silbern am Horizont glitzert.

Klimatisierbare Zimmer

Hier gilt dasselbe wie für den „beheizbaren Pool“. Zwar besteht die Möglichkeit, eine Klimaanlage oder Heizung einzuschalten, Anspruch darauf hat der Gast aber nicht. Anders ist es bei der Formulierung „individuell regelbare Klimaanlage“.

Landestypische oder landesübliche Ausstattung

Leider kein besonders guter Hinweis. In Bezug auf Einrichtung ist mit wenig Komfort und nüchterner Ausstattung zu rechnen. Bei einer „landestypischen Bauweise“ müssen sie mit Hellhörigkeit rechnen. Leistungen mit dem Hinweis „landesüblich“ deuten an, dass nicht mit dem uns bekannten Maßstab gemessen werden kann.

Badeschuhe mitnehmen

Kein gutes Zeichen. Die Badelatschen sollen den Gast vor Verletzungen der Füße schützen: steiniger Strand, Seeigel im Wasser.

Breiter Strand

Das mag stimmen, aber höchstwahrscheinlich ist der Strand dann kurz.

Kleiner Kieselstrand

Ein kleiner Kieselstrand mit betonierter Badeterrasse ist weder fürs Auge noch für die Füße besonders angenehm. Nur für ganz Harte. Auch vom „feinen Korallenstrand“ ist lieber Abstand zu nehmen.

Strandpromenade

Klingt nach gepflegter Flaniermeile – ist aber meist nur eine Küstenstraße mit Durchgangsverkehr. „Unmittelbar an der Uferpromenade“ bedeutet eine Belästigung durch Verkehrslärm, es sei denn, die Strandpromenade wird ausdrücklich als Fußgängerzone bezeichnet.

Strand über Treppen erreichbar

Das Meer ist über Treppen erreichbar. Meist nur was für Schwindelfreie – möglich, dass Sie große Höhen über steile Treppen überwinden müssen.

Naturbelassener oder natürlicher Strand

Bedeutet: Der Strand wird nicht gepflegt – weder vom Hotel noch von der Gemeinde. Hier liegt noch der Müll der letzten Strandpartys. Toiletten oder Umkleidekabinen gibt es hier nicht.

Keine ausgesprochene Badeinsel

Ein Ort für Kraxler und Kletterer: Der Weg ins Meer führt hier nicht über feinsandigen Strand, sondern wahrscheinlich über Felsen und Klippen. Genauso eindeutig zweideutig: „gute Wandermöglichkeiten“. Bedeutet: kein Badeort.

Nur 15 Minuten zum Strand

Auf das Verkehrsmittel kommt es an. Wird nicht ausdrücklich auf Gehminuten hingewiesen, können Sie sicher sein: Sie sitzen 15 Minuten im Auto oder Bus, bevor Sie den Strand sehen.

Strandnah

Der Strand ist zwar in der Nähe, liegt aber nicht direkt vor der Tür. Planen Sie einen Fußmarsch von 5-15 Minuten ein.

Unaufdringlicher Service

Die Kellner sind in diesem Hotel so unaufdringlich, dass es mit der Bedienung auch mal etwas länger dauern kann:

Sportanlagen nicht für Profis

Stark untertrieben: Die Tennisplätze, Golfanlagen und Surfausrüstungen sind nur was für gänzlich Anspruchslose.

Legere Atmosphäre

Über Tischnachbarn, die beim Abendessen Jogginghosen tragen, dürfen Sie sich hier nicht wundern. Sie müssen mit lässigem Hotelservice und Gleichgültigkeit rechnen.

Familiäre Atmosphäre

Häufig eine Beschreibung für ein Haus, das in Sachen Service und Komfort wenig zu bieten hat.

Von Junggesellen bevorzugt

Vorsicht bei dieser Formulierung in Katalogen für thailändische Hotels. Sie weisen verhüllend darauf hin, dass in den Häusern überwiegend Prostitution betrieben wird.

Kontinentales Frühstück

Quasi die Frühstücks-Grundausstattung. Mit mehr als Brot, Marmelade, Butter und Kaffee ist nicht zu rechnen – ein Essen für Genügsame. Das „erweiterte“ oder „verstärkte“ Frühstück bietet immerhin Wurst, Käse oder Ei zusätzlich.

Internationale Küche

Was vielversprechend klingt, bedeutet eher das Gegenteil. Einheimische Spezialitäten suchen Sie hier auf Ihren Tellern vergeblich. Stattdessen gibt es Standardessen auf Kantinen-Niveau.

Mietsafe

Der Hinweis auf einen Mietsafe sollte sie alarmieren. Die Nutzungsgebühren können den Preis der Reise ganz schön in die Höhe treiben. Dasselbe gilt für Miet-Fernseher, Elektro-Heizkörper, Klimaanlagen oder Poolliegen.

Junges Team

Hier sollte man mit unerfahrenem Personal rechnen.

(Quelle: Bild.de/Ratgeber/25.05.2016)

 

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